Die Zahl der jungen Menschen, die ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr), ein FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) oder einen BFD (Bundesfreiwilligendienst) absolvieren wollen, ist nach Abflauen der Pandemie rückläufig. Die sozialen Einrichtungen, Vereine und Verbände registrieren deutlich zurückgehende Bewerberzahlen.
Die Zahlen der Bewerbungen für Freiwilligendienste sind im laufenden Jahr 2023 im gesamten Bundesgebiet deutlich zurückgegangen. Gravierend weniger Menschen haben sich bis zum aktuellen Datum für einen Freiwilligendienst für den Jahrgang 2023/2024 beworben als ein Jahr davor.
Die Zahlen ergeben sich zwar noch nicht aus einer amtlichen Statistik, die erst Ende des Jahres vorliegen wird. Die einzelnen Träger tragen die Ergebnisse der Bewerbungen für einen Freiwilligendienst aber schon zusammen, da traditionsgemäß der 1. September eines jeden Jahres der Stichtag für den Beginn eines FSJ ist. Danach werden nicht mehr viele FSJ-Stellen besetzt, so dass aus den bisher vorliegenden Bewerbungen ein erster Rückschluss auf die Gesamtzahl des Jahres getroffen erden kann.
Verunsicherung bei jungen Menschen
Die Ursachen des Rückgangs der Bewerberzahlen für einen sozialen oder ökologischen Freiwilligendienst könnte in der Verunsicherung vieler junger Menschen liegen. Viele htten in der Corona-Zeit die Orientierung verloren und waren sich unsicher, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen sollen. Das wirkt gegenwärtig noch nach. Und ist natürlich sehr schade, weil gerade ein Freiwilligendienst dabei helfen kann, sich beruflich zu orientieren.
Mehr Konkurrenz für die Freiwilligendienste
Ein weiterer Grund für den Rückgang der Bewerberzahlen dürfte in der wieder zunehmenden Konkurrenz für die Dienste liegen. Nach Beendigung Coronapandemie gibt es wieder vermehrte Angebote, sei es im Rahmen einer beruflichen Ausbildung oder durch Präsenzveranstaltungen an Hochschulen. Die Generation „Nach-Schule“ will zudem durch die Coronazeit versäumte Freizeit nachholen. Zudem gibt es nunmehr wieder viele Möglichkeiten für einen bezahlten Nebenjob, etwa in der Gastronomie oder im Einzelhandel, was ebenfalls viele Jugendliche nutzen.
Nachfrage nach Freiwilligendienst ging 2022 um ca. ein Drittel zurück
Gegenwärtig gibt es weit weniger Einschränkungen im sozialen Leben vieler Jugendlicher als auf dem Höhepunkt der Pandemie. Die Angebote, die Jugendliche nutzen können, sind breiter gefächert geworden.
Insbesondere nimmt die Zahl der Bewerbungen für ein Auslandsjahr zu. Jugendliche möchten sich die Welt anschauen.
Ehrenamtliches Engagement rückläufig
In der mit strikten Auflagen gedrosselten Corona-Zeit hatte das ehrenamtliche Engagement stark gelitten. Jugendliche, die sich ehrenamtlich engagieren, entscheiden sich oft für ein FSJ. Geht nun das ehrenamtliche Engagement zurück, so trifft dies auch für das sich möglicherweise anschließende Soziale Jahr.
Mehr auf Jugendliche zugehen
Um den rückläufigen Trend bei den Bewerberzahlen für ein Freiwilliges Soziales Jahr zu stoppen, sollten die Träger, Vereine und sonstigen Organisationen offener und verstärkt auf die Jugendlichen zugehen, so die Ansicht vieler Mitarbeiter gemeinnütziger Trägerorganisationen. Öffentlichkeitsarbeit sei notwendig, auch mit Hilfe der Politik und staatlicher Stellen. Die Vorteile, die ein FSJ oder FÖJ für junge Menschen bietet, sollten deutlicher herausgestellt werden und auch beworben werden.
Hallo, mein Sohn macht im Moment ein freiwilliges Praktikum im Krankenhaus. Er bekommt ein Taschengeld dafür, was nicht viel ist, aber das wusste er und ist auch in Ordnung, er möchte sich einbringen. Was wir als Eltern und er nicht wussten: Er zur Arbeitsstelle egal, ob mit Mamamobil, Zug oder Bus, die Kosten selber tragen. Das heißt, von seinem Taschengeld bleibt ihm wenig bis nichts übrig. Hier sollte man ansetzen und eine Änderung bewirken. Junge Soldaten, bekommen nach wie vor die Fahrtkosten mit öffentlichen Verkehrsmitteln ersetzt. Gäbe es das für die Solzialdienst Leistenden auch, würde es sich der eine oder andere vielleicht überlegen. Aber Geld mitbringen um ehrenamtlich tätig zu sein , muss und kann meiner Meinung nach nicht sein.
Ich mochte als FSJ nach Deutschland fahren.
Wir haben im letzten Jahr verzweifelt eine Einsatzstelle für die Freundin unseres Sohnes gesucht. Die Einsatzstellenbörsen waren nicht aktuell. Teilweise kam gar keine Rückmeldung von den angefragten Einsatzstellen oder es hieß „Wir wissen noch gar nicht, ob wir dieses Jahr die Stelle besetzen“. Das „stärkt“ natürlich unheimlich die Motivation der Jugendlichen.